Der vorliegende Bericht präsentiert die Aktivitäten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Bereich der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung für das Jahr 2015.
Im Rahmen von acht Förderprogrammen wurden mehr als 200 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt, 100 Stipendien wurden neu bewilligt.
Die Vergabe der Akademiestipendien ist gekennzeichnet durch ein kompetitives Verfahren, in dem die besten Anträge in einem mehrstufigen Auswahlprozess auf Basis von internationalen Gutachten ermittelt werden: Mehr als 350 Einreichungen wurden bewertet, 29 % konnten bewilligt werden.
Darüber hinaus wurden im Jahr 2015 dreizehn junge Forscherinnen und Forscher für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen mit einem Preis der ÖAW gewürdigt. Mit dem Erwin Schrödinger-Preis und dem Wilhelm Hartel-Preis wurden drei renommierte Wissenschaftler/innen für ihre langjährige ausgezeichnete Forschungstätigkeit geehrt.
Das Programm richtet sich an junge Wissenschaftler/innen, die mit der eigenverantwortlichen Durchführung eines mehrjährigen Forschungsprojekts ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit erreichen bzw. ausbauen wollen. Als flexibles Förderprogramm dient es sowohl zur Intensivierung von Forschungskontakten im Ausland als auch zur Rückkehr von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach einem längeren Auslandsaufenthalt. Das große Interesse an diesem Programm, das sowohl für Antragsteller/innen in der frühen Postdoc-Phase als auch für bereits fortgeschrittene Postdocs offen war, hat in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Anzahl von ausgezeichneten Bewerbungen geführt, die bei gleich bleibenden finanziellen Mitteln die Zuerkennungsquote zuletzt auf rd. 14 % gesenkt haben. Im Jahr 2015 wurde APART ausgesetzt, eine Refokussierung des Postdoc-Programms ist in Überlegung.
Die Möglichkeit, im Rahmen von DOC das Doktorats-/PhD-Studium an einer ausländischen Universität durchzuführen, wurde in den vergangenen Jahren von durchschnittlich 10 % der Stipendiat/inn/en in Anspruch genommen. Diese Geförderten absolvierten ihr PhD-Studium meist an renommierten Universitäten in Großbritannien, Deutschland oder der Schweiz.
Ab 2015 können sich Kandidat/inn/en bewerben, die ihr Doktorats- oder PhD-Studium an einer österreichischen Universität durchführen. Die Durchführung von Forschungsaufenthalten im Ausland mit einer Dauer von bis zu 12 Monaten ist erwünscht; auch die Durchführung des Dissertationsvorhabens im Rahmen einer Cotutelle-Vereinbarung zwischen einer österreichischen und einer ausländischen Universität ist im Rahmen eines DOC-Stipendiums möglich.
In den vergangenen Jahren lag die durchschnittliche Bewilligungsquote mit über 70 % deutlich höher als die Bewilligungsquoten der anderen Förderprogramme; dies ist im Wesentlichen auf die niedrigen Antragszahlen zurückzuführen.
Um die Zahl der Bewerbungen zu erhöhen, wurde im Herbst 2014 in Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Beirat des Historischen Instituts in Rom eine Neuformulierung des Ausschreibungstextes und der Förderkriterien erarbeitet. Dabei wurde u.a. die Aufhebung der biologischen Altersgrenze beschlossen und die Fachbereiche definiert, für die eine Förderung im Rahmen von ROM vorgesehen ist.
Auch bei den Ausschreibungsbedingungen für das Stipendium der Monatshefte für Chemie wurden Änderungen vorgenommen. Im Jahr 2015 wurde das Programm erstmals als Förderung von Forschungsaufenthalten im Ausland im Rahmen einer Masterarbeit oder Dissertation im Bereich der Chemie definiert.
Die Anträge von Anne Linhardt (Institut für Polymere der Universität Linz) für einen Forschungsaufenthalt in den USA im Rahmen ihrer Dissertation und Florian Radinger für einen Forschungsaufenthalt in Kuba im Rahmen seiner Masterarbeit wurden genehmigt.
Die Stipendien werden vom Springer-Verlag Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Gesellschaft Österreichischer Chemiker (GÖCH) aus den Erlösen der Zeitschrift „Monatshefte für Chemie – Chemical Monthly“ finanziert.
Der im Jahr 2006 gegründete Verein steht allen ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten der ÖAW-Programme APART, MAX KADE, DOC, DOC-fFORTE und DOC-team offen und fördert den Austausch zwischen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
In der Generalversammlung am 31. Jänner 2015 hat sich der Verein reorganisiert und in „Verein der ÖAW-Stipendiaten/Stipendiatinnen und Alumni/Alumnae“ umbenannt.
Der neu gewählte Vorstand besteht aus folgenden Personen:
Präsidentin:
Beatrix Karl (Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht, Universität Graz)
Vizepräsidentinnen:
Christina Binder (Abteilung für Völkerrecht und Internationale Beziehungen, Universität Wien) und
Margrit Gelautz (Institute of Software Technology and Interactive Systems, TU Wien)
Generalsekretär und Stellvertreter:
Friedrich Schipper (Pan-Europäische Universität Bratislava) und
Richard Germann (Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft)
Kassier und Stellvertreterin:
Herwig Czech (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) und
Ivana Ljubic (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Wien)
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der ÖAW im Jahr 1997 gründete die Stadt Wien den Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, eine Stiftung für Projekte aus allen Bereichen der Forschung, die für die Stadt Wien von Relevanz sind. Wissenschaftler/innen aus Forschungseinrichtungen der ÖAW und allen anderen Wiener Forschungsinstitutionen können um Unterstützung für ihre Forschungsprojekte ansuchen.
Im Jahr 2015 wurden zwei Forschungsprojekte zum Thema „Analyse großer Datenmengen in der historischen und aktuellen Demographie im Zusammenhang mit Populationsdynamik“ ausgewählt.
Seit 1951 finden jedes Jahr in Lindau Treffen zwischen Nobelpreisträger/inne/n und Nachwuchswissenschaftler/inne/n aus der Medizin und den Naturwissenschaften statt. Seit 2004 treffen alle drei Jahre auch Nobelpreisträger/innen und junge Forscher/innen aus den Wirtschaftswissenschaften zusammen.
Im Jahr 2015 hat die Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum dritten Mal den nationalen Aufruf an die universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zur Nominierung geeigneter Nachwuchswissenschaftler/innen und die Vorauswahl der Kandidat/inn/en durchgeführt.
Ein Komitee aus Mitgliedern der ÖAW wählte insgesamt 20 Kandidatinnen und Kandidaten aus Fachgebieten der Physik aus den Vorschlägen und Eigenbewerbungen aus. Neun von ihnen wurden vom Council for the Lindau Nobel Laureate Meetings als Teilnehmer/innen akzeptiert.
Im Rahmen von Informationsveranstaltungen und Workshops an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien, der Technischen Universität Wien, der Universität Innsbruck, der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Graz stellten Mitarbeiterinnen der Abteilung Stipendien und Preise die Förderprogramme der ÖAW vor und berieten Studierende und Wissenschaftler/innen in Fragen zu Antragstellung und Begutachtungsprozess.
Anlässlich der feierlichen Stipendienverleihung in Anwesenheit von Staatssekretär Dr. Harald Mahrer präsentierten die neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre geförderten Projekte in einer Posterausstellung. Im Rahmen des Stipendiat/inn/en-Wochenendes stellten Geförderte der ÖAW-Programme erste Forschungsergebnisse in Workshops aus den Bereichen Literatur-, Medien- und Sprachwissenschaften, Chemie und Biomedizin/Molekularbiologie zur Diskussion.
Im November 2015 wurden in einem Festakt vier junge Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Botanik, Neuroimmunologie, Quantenphysik und Genetik mit L’ORÉAL Österreich-Stipendien ausgezeichnet. Diese Förderungen werden von L'ORÉAL Österreich in Kooperation mit der Österreichischen UNESCO-Kommission und der ÖAW sowie mit finanzieller Unterstützung des BMWFW vergeben.
Im Dezember 2015 wurden die Preise der ÖAW das wissenschaftliche Lebenswerk und für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Rahmen eines Festakts feierlich übergeben. Jiří Friml und Michael Wagner erhielten den Erwin Schrödinger-Preis zu gleichen Teilen; Emmerich Tálos wurde mit dem Wilhelm Hartel-Preis ausgezeichnet. Sylvia Cremer wurde der Elisabeth Lutz-Preis verliehen.
Dreizehn junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen wurden für ihre hervorragenden Forschungsarbeiten ausgezeichnet.